Auktion: 345 / Modern Art / Kunst nach 45 am 04./05.06.2008 Lot 191

 
Emil Nolde - Rote und gelbe Blüten


191
Emil Nolde
Rote und gelbe Blüten, 1930.
Aquarell
Schätzung:
€ 100.000
Ergebnis:
€ 81.600

(inkl. Käuferaufgeld)

Rote und gelbe Blüten. Wohl 1930er Jahre.
Aquarell.
Links unten signiert. Auf Japan. 47,2 : 33,6 cm (18,5 : 13,2 in), blattgroß. Nach seinem Studium an der privaten Malschule von Adolf Hölzel in Dachau wechselt Emil Nolde 1899 an die Académie Julian in Paris. Durch die Auseinandersetzung mit den Neoimpressionisten Vincent van Gogh, Edvard Munch und James Ensor gelangt Nolde ab 1905 von seinem anfänglich romantischen Naturalismus zu einem eigenständigen Stil, in dem die Farbe eine wesentliche Rolle spielt. Es entstehen farbintensive, leuchtende Blumenbilder. 1906 lernt der Künstler während eines Aufenthaltes in Alsen die "Brücke"-Maler kennen, deren Gruppe er sich vorübergehend anschließt. In einer Reihe von Porträtstudien beginnt die Hinwendung zum Aquarell. Als Nolde 1909 in dieser Technik erstmals Versuche auf nicht saugfähigem Papier unternimmt, dabei das Blattweiß in großen Teilen stehen lässt und auf eine Konturierung in der Gegenstandserfassung verzichtet, sind diese Neuerungen zukunftsweisend. Nach einer Kontroverse mit Max Liebermann wird Nolde aus der "Berliner Sezession" ausgeschlossen und gründet 1910 mit anderen zurückgewiesenen Künstlern die "Neue Sezession", an deren Ausstellungen er bis 1912 teilnimmt. Ab 1916 verbringt er den Sommer auf der Insel Föhr und lässt sich 1928 in Seebüll nieder.

Der üppige Blumengarten, den Emil Nolde mit Hilfe seiner Frau auf Seebüll gestaltet, ist Anregung und Erbauung zugleich. Vergleichbar mit dem berühmten Garten in Giverny, den Claude Monet in einer einfallslosen Ödnis anlegte, schafft Nolde sich hier ein blühendes Refugium. Von vielen Blumenaquarellen, die in der Folge entstehen, haben die meisten einen direkten Bezug zu dem Garten in Seebüll. Nolde sieht die Blume nicht als Pflanze schlechthin, ihn begeistert nur die Blüte, die er farbintensiv ins feuchte Japanpapier bannt. Botanische Bestimmbarkeiten werden außer Acht gelassen, wenn die Komposition es erfordert. Nolde entlockt den Blüten ihr farbiges Geheimnis um es ihnen expressiv überhöht und verstärkt wiederzugeben.

Auch in den letzten Lebensjahren entstehen v.a. Aquarelle mit Blumen- und Landschaftsmotiven aus der näheren Umgebung seines Hauses in Seebüll, wo Nolde am 13. April 1956 stirbt. [KD]
EXPERTISE: Mit einer Foto-Expertise von Herrn Dr. Manfred Reuther, Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde, vom 26. März 2006. Das Werk ist dort registriert
PROVENIENZ: Galerie Vömel, Düsseldorf.
Privatsammlung Schweiz.
Privatsammlung Süddeutschland.

In guter Erhaltung. Farben minimal geblichen. Obere Ecken mit minimalen geglätteten Knickspuren. Obere Ecken verso mit Montierungsresten, recto überstehend.




191
Emil Nolde
Rote und gelbe Blüten, 1930.
Aquarell
Schätzung:
€ 100.000
Ergebnis:
€ 81.600

(inkl. Käuferaufgeld)