Lexikon
Neoplastizismus

Auf die gestalterischen Grundlagen von De Stijl aufbauend entwickelte Piet Mondrian (1872-1944) die theoretische Manifestation des sogenannten Neoplastizismus. In der 1920 erstmalig veröffentlichten Schrift "Le Néo-Plasticisme: principe général de l'équivalence plastique" (in Deutschland im Jahr 1925 unter dem Titel "Neue Gestaltung, Neoplastizismus, Nieuwe Beelding" herausgegeben) formulierte Mondrian die Leitlinien des Neoplastizismus, die er als Maßgaben für das "Neue Gestalten" ("Nieuwe Beelding") in Malerei, Plastik und Architektur verstand.
Diese Regeln umfassten im Wesentlichen die Konzentration auf die Farben Blau, Gelb und Rot sowie auf Weiß, Grau und Schwarz, die Vorrangstellung der waagrechten und senkrechten Geraden und des rechten Winkels sowie der gleichwertigen und ausgewogenen Komposition der Werke. Führt man sich diese formalen Grundsätze vor Augen, so ist das malerische Oeuvre von Piet Mondrian selbst die sinnfälligste, rigoroseste und konsequenteste künstlerische Umsetzung der theoretischen Prinzipien des Neoplastizismus.
Folgt man den Ausführungen Piet Mondrians, so wurde er durch die Arbeiten des De Stijl-Malers Bart Anthony van der Leck angeregt, diesen Weg zu beschreiten. Ferner erwies sich die Begegnung mit dem ehemaligen Priester und Philosophen M.H.J. Schoenmakers und dessen gleichermaßen mathematischer wie mystischer Begründung der Weltordnung als folgenreich für Piet Mondrian und die Ausformung seines Kunstkonzeptes.
Als Gegenentwurf zum strengen Neoplastizismus sollte Theo van Doesburg einige Jahre später seine Theorie des Elementarismus entwickeln, die, im Gegensatz zum Neoplastizismus, die Diagonale als Gestaltungselement in den Werken zuließ.