Lexikon
Modern Style in England

Der Jugendstil ist in England als "Modern Style" bekannt. Diese Bezeichnung deckt sich zum Teil mit dem "Arts and Crafts Movement", umfasst aber auch das Werk anderer Künstler, welche die Ideen von William Morris nicht teilten. Gemeinsam ist allerdings allen Vertretern des "Modern Style" die Begeisterung für die Kunst der Präraffaeliten und für die Gotik.
Der berühmteste und erfolgreichste Künstler des "Modern Style" ist zweifellos der autodidaktische Illustrator Aubrey Vincent Beardsley (1872-98). Ausgehend von der präraffaelitischen Kunst und den japanischen Farbholzschnitten schuf Beardsley einen persönlichen Stil, der auf der Ausdruckskraft der graphischen Linie und der zweidimensionalen Fläche basierte. Für ihn besaß die Linie eine eigene Bedeutung und war Trägerin der Harmonie der Komposition. Seine bewusste Verwendung des graphischen Mittels entspricht einer Modalität des Jugendstils, die besonders im deutschsprachigen Raum weite Verbreitung fand und anschließend von der Abstraktion weitergeführt wurde.
Beardsley illustrierte Prosa sowie Dichtwerke und arbeitete auch für die modernen Zeitschriften "The Studio" und "The Yellow Book". Ästhetizismus und Dekadenz zeichnen seine Werke aus. Der dekorative Charakter der Illustrationen erklärt Beardsleys Erfolg in der Wiener Jahrhundertwende sowie die entrüstete Kritik von William Morris, der ihm Frivolität vorwarf. Auch seine explizite Thematisierung von Sexualität löste sowohl Bewunderung als auch Empörung aus.
Ein weiterer Künstler des "Modern Style" ist Charles Ricketts (1866-1931). Die Vorbilder seines vielfältigen Werks waren neben den japanischen Holzschnitten und den Präraffaeliten auch die antiken Vasenmalereien. Charles Ricketts illustrierte die meisten Werke von Oscar Wilde. Seine Illustrationen sind dem Symbolismus verpflichtet und weit weniger polemisch als jene Beardsleys.