Lexikon
Josephinischer Stil

Die Begriffe Josephinischer Stil oder, allgemeiner gehalten, Josephinismus (nach Joseph II., römisch-deutscher Kaiser ab 1765, Sohn Maria Theresias), bezeichnen die Kunst des ausgehenden Rokoko in Österreich zwischen etwa 1760 und 1780/90. Vergleichbar dem Louis-seize oder dem Zopfstil ist auch der Josephinismus als Mischform aus klassizistischen und spätbarocken Tendenzen zu charakterisieren.
In der Inneneinrichtung zeigt sich die sukzessive Aufnahme des neuen Stils zum ersten Mal im "Vieux-Laque-Zimmer" in Schloss Schönbrunn, das 1765 auf Wunsch Maria Theresias umgestaltet wurde. Symmetrisierung und Begradigung der Formen kennzeichnen das Dekor des Josephinismus ebenso wie den Möbelstil jener Jahre: Charakteristisch sind kannelierte, spitz zulaufende Beine sowie symmetrischer, oft linearer oder geometrischer Intarsienschmuck. Von ihren französischen Verwandten sind Möbel des Josephinischen Stils durch ihre weit weniger prunkvolle und schmuckreiche Ausführung zu unterscheiden.
In der Malerei kam es ebenfalls zu einer Aufnahme klassizistischer Tendenzen, der spätbarocke Stil erwies sich jedoch als durchaus hartnäckig. Zu den Vertretern der josephinischen Malerei zählen etwa Johann Ignaz Zimbal oder der auch in der Innendekoration tätige Johann Baptist Wenzel Bergl; Johann Christian Brand wirkte in der Landschaftskunst. Auch die Künstler der expressiven Troger-Nachfolge reagierten auf die neuen Strömungen, es dringen jedoch nur verhalten klassizistische Prinzipien in ihre Kunst ein (etwa in einer deutlicheren Betonung der Einzelfigur). Am Ende der Epoche und auf der Schwelle zum Klassizismus stehen Heinrich Friedrich Füger und der Bildhauer Franz Anton von Zauner, der direkt an den Stil Georg Raphael Donners und seiner Nachfolger anknüpfen konnte.