Lexikon
Die Hamburger Neuen Wilden

Wildheit und spontane Heftigkeit kennzeichnet die Malerei besonders der Berliner "Neuen Wilden" und, etwas gedämpfter, auch der "Mülheimer Freiheit" - die "Hamburger "Wilden" arbeiteten dagegen durchdachter und zielgerichteter. Zwar werfen auch die Hamburger Werner Büttner (geb. 1954), Martin Kippenberger (1953-97) und Albert Oehlen (geb. 1954) ihre Bilder schnell auf die Leinwand, ihre meist sehr pastosen Pinselstriche erscheinen jedoch mehr überlegt als ekstatisch.
Im direkten Vergleich mit den Berliner "Neuen Wilden" zeigen sich wesentliche Unterscheidungsmerkmale: Während in Berlin grelle, signalartige Primärvaleurs in dünnen Dispersionsfarben vorherrschten, bevorzugte man in der Hansestadt dick aufgetragene Ölfarbe in gebrochenen, dumpfen Tönen. Die eher kleinen Bildformate der Hamburger bringen zudem die Unsauberkeit eines gezielt "dilettantischen" Farbauftrags besonders deutlich zur Geltung.
Inhaltlich charakterisiert die Hamburger Wilden, ebenso wie die Maler in Berlin oder Köln, auch ein Aufnehmen brisanter aktueller oder historischer Themen wie im Falle von "Morgenlicht fällt ins Führerhauptquartier" von Albert Oehlen (1982). Dabei steht jedoch nicht eine Veränderung der Zustände durch die Kunst als utopisches Ziel vor Augen - die Maler leisten vielmehr eine ironische bis zynische Bestandsaufnahme, die der Geisteshaltung einer sogenannten "Postmoderne" entsprechen kann.