Lexikon
Die Brücke

Die expressionistische Künstlergruppe "Brücke" wurde 1905 in Dresden durch Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938), Erich Heckel (1883-1970), Karl Schmidt-Rottluff (1884-1976) und den bald wieder ausgetretenen Maler Fritz Bleyl (1880-1966) gegründet. Weitere Mitglieder folgten in den nächsten Jahren, wobei neben den bereits Erwähnten nur noch Max Pechstein (1881-1955) und Otto Mueller (1874-1930) sowie in geringerem Maße Emil Nolde (1867-1956) die Entwicklung der "Brücke" prägten.
Die "Brücke" entstand nach dem Vorbild der deutschen Romantiker als künstlerische Lebensgemeinschaft auf der Suche nach Freundschaft und Anerkennung außerhalb der bürgerlichen Gesellschaft. Der Name stammte von Karl Schmidt-Rottluff. Für ihn beinhaltete die "Brücke" sowohl die für die Expressionisten notwendige Vieldeutigkeit als auch die Idee eines Verbindungsweges, womit das programmatische Erneuerungspotential der expressionistischen Kunst ausgedrückt wurde.
Im Gegensatz zum "Blauen Reiter" verfügte die "Brücke" über keinen umfassenden und reflektierten kunsttheoretischen Apparat. Ihr "Manifest" beschränkte sich auf zwei Sätze mit einem Aufruf an die zukunftsstiftende Jugend, wobei ihr Programm von der Lektüre Friedrich Nietzsches inspiriert war. Eine weitere Eigenart der "Brücke" betrifft die Entwicklung eines einheitlichen Malstils, der Ausdruck ihrer gemeinschaftlichen Lebensweise war. Charakteristisch sind ein spontaner und flüssiger Farbduktus, der breitflächig aufgetragen wurde, sowie komplementäre Farbkontraste. Die Vorliebe der Brücke-Künstler für kantige Figuren und vereinfachte Gegenstände steht mit ihrer Begeisterung für afrikanische Kunst im Zusammenhang und fand im Holzschnitt ein geeignetes Ausdrucksmittel.
Während der "Brücke"-Stil hauptsächlich auf Erich Heckels Kunst zurückzuführen ist, prägte Ernst Ludwig Kirchner die thematische Auswahl der "Brücke". Dabei wurden vor allem Darstellungen des in die Natur eingebetteten Menschen und paradiesisch wirkende Aktfiguren bevorzugt. Ursprünglichkeit abseits der Folgen der Industrialisierung ist dabei das Stichwort. Dies änderte sich mit der Übersiedlung der "Brücke" 1911 nach Berlin, wo sich die Künstler auf unterschiedliche Weise mit dem Thema Großstadt auseinandersetzten und einen individuelleren Stil entwickelten. Die zunehmende Entfernung der Künstler voneinander führte 1913 schließlich zur Auflösung der "Brücke".