Auktion: 359 / Wertvolle Bücher mit Maritime Kunst am 16./17.11.2009 in Hamburg Lot 8

 
Leo I - Sermones. Ed. Joh. Andreae, 1470


8
Leo I
Sermones. Ed. Joh. Andreae, 1470
Schätzung:
€ 8.500
Ergebnis:
€ 19.200

(inkl. Käuferaufgeld)
Leo I., Sermones et epistolae. (Ed. Johannes Andreae de Bussis).Rom, Conrad Sweynheym und Arnold Pannartz, [nach 21. Sept.] 1470. Neuer Pgt. Folio. 134 nn. Bll. (das erste weiß). Rom. Type, 39 Zeilen mit Initialspatien.
Hain/Cop. 10011. - Goff L 129. - BMC IV, 11. - BSB L-98. - Polain (B) 2469. - Zweite Ausgabe der Sermones et epistolae, ein Nachdruck der ersten Ausgabe bei Joh. Ph. de Lignamine aus dem gleichen Jahr. Die genauen Datierungen beider Ausgaben waren lange Zeit unbestimmt, die meisten Bibliographien halten noch die vorliegende Ausgabe für die erste (so Goff und BSB). Nach den Forschungsergebnissen von Pietro Scapecchi, der die Anmerkungen G. A. Bussis, des Korrektors bei Sweynheym u. Pannartz, in dem Lignamine-Exemplar der Biblioteca Marucelliana Florenz untersuchte, muß jedoch die Ausgabe von Lignamine als die erste gelten und die vorliegende von Sweynheym und Pannartz als deren Nachdruck (vgl. P. Scapecchi, An example of printer's copy used in Rome, in: The Library, 6th series, 12 (1990), S. 50-52).

Prachtvoller Druck von Italiens ersten Druckern und sehr frühes Beispiel für die Verwendung der Antiqua. - Die aus Deutschland gebürtigen Kleriker Conrad Sweynheym und Arnold Pannartz errichten 1465 im Kloster von Subiaco die erste Druckerpresse Italiens, bevor sie 1467 nach Rom übersiedelten. "Schon die allerersten deutschen Drucker Italiens erkannten, daß sie mit den in Deutschland üblichen Spielarten der gotischen Schrift in Italien wenig Anklang finden würden. Deshalb verwendeten schon Konrad Sweynheym und Arnold Pannartz in Subiaco eine Antiquatype, der man es allerdings noch anmerkte, daß sie von deutschen Schriftzeichnern entworfen war" (Geldner II, 19f.). In Rom, wo Sweynheym und Pannartz bis 1473 gemeinsam druckten, benutzten sie eine reine Antiqua mit auffallend breiten Majuskeln; sie blieb die gebräuchlichste Schrift der römischen Drucker, bis sie 1470 von der venezianischen Antiqua des Nicolas Jenson abgelöst wurde, der vollendeten Urform aller späteren Entwicklungen.

Der Herausgeber Giovanni Andreae Bussi (1412-1475), Bischof von Aleria, war wissenschaftlicher Berater und Korrektor bei Sweynheym und Pannartz. Von ihm stammt wohl auch das in Versen gefaßte Kolophon: "Wer du auch seist, hochgeehrter Leser, du betrachtest die Bücher und wünschest vielleicht die Namen der Künstler zu erfahren, lies: die Meister Konrad Sweynheym und Arnold Pannartz haben in Rom in einem Zuge viel Derartiges gedruckt. Petrus und sein Bruder Franciscus, beide aus der Familie der Massimi, haben ein für dieses Werk geeignetes Haus zur Verfügung gestellt" (Übers. nach Geldner).

Erste 9 Bll. mit kl. ergänzten Eck- oder Randläsuren, 1 Bl. mit restaur. Einriß. Wohlerhaltenes Exemplar, die breiten Ränder vereinz. noch mit handschriftlichen Bogensignaturen, wie sie bis etwa 1474 bei den Frühdruckern üblich waren. "Diese ältesten Signaturen waren aber natürlich handschriftlich, und sie pflegten so knapp in der rechten unteren Ecke des Blattes angebracht zu werden, daß sie zumeist beim Einbinden des Buches dem Beschneiden zum Opfer gefallen sind" (Haebler, Handbuch der Inkunabelkunde S. 50). - Sehr selten.
Beautiful printing by Sweynheym and Pannartz in Rome, the first printers in Italy. An early example for the use of the roman type, Sweynheym and Pannartz abandoned their roman-gothic font when they moved from Subiaco in 1467. Second edition of Leo's sermons, a reprint of the edition by Lignamine in the same year. The traditional sequence of placing the Lignamine edition from the same year (Goff L 130) after that of Sweynheym and Pannartz is reversed by the research of P. Scapecchi based on the manuscript notes by G. A. Bussi, Sweynheym's and Pannartz' editor, in the Bibliotheca Marucelliana copy in Florence. - Folio. 134 leaves (incl. the first blank), 39 lines. Mod. vellum preserving the initial binding of the quires. - First 9 leaves with small defective spots to corner or margin (restored), 1 leaf with backed tear. Unusually fresh and exceptionally large copy, some quires still bearing the manuscript signature marks of the printer. - Very rare.




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Leo I
Sermones. Ed. Joh. Andreae, 1470
Schätzung:
€ 8.500
Ergebnis:
€ 19.200

(inkl. Käuferaufgeld)