Auktion: 489 / Evening Sale am 07.06.2019 in München Lot 139

 

139
Willi Baumeister
Afrikanisches Duett, 1942.
Öl mit Kunstharz auf leichter, kartonkaschierte...
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 97.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Afrikanisches Duett. 1942.
Öl mit Kunstharz auf leichter, kartonkaschierter Hartfaserplatte.
Beye/Baumeister 993. Rechts unten signiert. Verso datiert, betitelt und bezeichnet. 46 x 54 cm (18,1 x 21,2 in).

• Aus der bedeutenden Werkphase der "Afrikanischen Bilder".
• Klare ausgewogene Ornamentik.
• Namhafte Provenienz: Heinz Rasch, Wuppertaler Architekt, Kunstsammler und Publizist, der seit den 1920er Jahren eng mit Baumeister befreundet war
.

PROVENIENZ: Sammlung Heinz Rasch, Wuppertal (direkt vom Künstler erworben).
Privatsammlung Rheinland (vom Vorgenannten erhalten).

LITERATUR: Will Grohmann, Willi Baumeister - Leben und Werk, Köln 1963, Kat.-Nr. 666.
"Das Gemeinsame der genannten [Afrika-]Bilder ist der heiße Klang dumpfer, verwandter Farben auf weißem oder sandgelbem Grund und die heftige Gestik der hieroglyphenhaften dunklen Gestalten. [..]. Und in vielen Fällen sind aus den Figuren Zeichen geworden, zu deren Entschlüsselung man einen Code brauchte. Die Hauptbilder der Serie sind von einer geradezu hieratischen Haltung, selbst dort, wo die Figur fragmentiert ist und vom Betrachter zusammen gesehen werden muss [..]."
Will Grohmann, zit. nach: Willi Baumeister - Leben und Werk, Köln 1963, S. 98-100.

Baumeisters Abstraktionen sind das Ergebnis intensiver Denk- und Entwicklungsprozesse. Geschult an Vorbildern wie Cézanne und beeinflusst von Zeitgenossen wie Schlemmer, hat Baumeister schließlich in der künstlerischen Auseinandersetzung mit prähistorischen und außereuropäischen Bildwelten seinen ganz eigenen Weg in die Abstraktion gefunden. Dass Baumeisters expressives Formenrepertoire dabei jedoch immer seine Wurzeln im Realen hat und stets mit, wenn auch weitläufigen, Assoziationen an Figürliches spielt, belegen zudem häufig - wie auch im vorliegenden Fall - seine Bildtitel. Im leuchtenden Gemälde "Afrikanisches Duett" gelangt Baumeister zu einer eindrucksvollen zeichenhaften Reduktion des Figürlichen, welche nur noch in seinen Grundzügen das Zusammenspiel von zwei Figuren erahnen lässt.
Willi Baumeister variiert und entwickelt seine Bildmotive in Bildserien. Dabei arbeitet er stets parallel an verschiedenen Bildzyklen. Die Entwicklung der afrikanischen Bilder, denen auch das vorliegende leuchtende Gemälde zuzuordnen ist, beginnt während des Zweiten Weltkrieges. Sie gehören zu den Hauptserien dieser Zeit. Im Januar 1942 berichtet Baumeister in seinem Tagebuch das erste Mal über ein kleines Bild mit Afrika-Ornamentik, im Februar 1942 spricht der Künstler bereits von einer Afrika-Epoche. Ab Anfang der 1930er Jahre interessiert sich Baumeister für Felsenbilder, intensiviert wird dieses Interesse Anfang der 1940er Jahre durch die Beziehung zum Frobenius-Institut. Damit treten die afrikanischen Felsenbilder in den Vordergrund. Es gibt in der Baumeister’schen Ornamentik sicherlich Parallelen zu afrikanischen Vorlagen, letztendlich aber ist die Bildsprache der individuellen Vorstellung Baumeisters von Afrika geschuldet; es ist das Afrika des Malers, das wir in seinen einzigartigen Komposition vor uns sehen: Will Grohmann nannte es "Imago" - das innere Bild. Gemeinsam sind den Arbeiten der bedeutenden Afrika-Serie die dunklen, scharf konturierten Bildzeichen, die sich deutlich von dem hellen, in Spachteltechnik aufgetragenen Bildgrund abheben. Die spezielle Behandlung des Untergrundes erzeugt eine gewollte Unruhe, die deutliche Parallelen zu prähistorischer Felsenmalerei zeigt.
Während sich andere Arbeiten der Afrika-Serie heute teils in bedeutenden öffentlichen Sammlungen, wie etwa dem Museum of Modern Art, New York, und der Saatsgalerie Stuttgart befinden, stammt unser leuchtendes Werk "Afrikanisches Duett" aus der bedeutenden Sammlung des Wuppertaler Architekten und Kunstsammlers Heinz Rasch, den bereits seit den 1920er Jahren eine enge Freundschaft mit Baumeister verband, und der die vorliegende Arbeit direkt vom Künstler erworben hat. [JS]



139
Willi Baumeister
Afrikanisches Duett, 1942.
Öl mit Kunstharz auf leichter, kartonkaschierte...
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 97.500

(inkl. Käuferaufgeld)