Auktion: 476 / Klassiker des 20. Jahrhunderts III am 06.12.2018 in München Lot 106

 

106
Ludwig Meidner
Selbstporträt an der Staffelei, 1928.
Öl auf Malpappe
Schätzung:
€ 8.000
Ergebnis:
€ 9.125

(inkl. Käuferaufgeld)
Selbstporträt an der Staffelei. 1928.
Öl auf Malpappe mit Leinwandstruktur, doubliert.
Rechts oben monogrammiert und datiert. 95,8 x 73,5 cm (37,7 x 28,9 in) , Sichtmaß.

Eines von Meidners wichtigen Selbstporträts, denen in seinem grafischen wie malerischen Schaffen Zeit seines Lebens eine zentrale Bedeutung zukommt. Es ist eines der raren Gemälde der 1920er Jahre, in denen Meidner sich verstärkt auf das Malen und Zeichnen konzentriert.
Wir danken Herrn Erik Riedel, Ludwig Meidner-Archiv, Jüdisches Museum Frankfurt, für die freundliche Auskunft.

PROVENIENZ: Saalbau-Galerie, Darmstadt (vor 1991).
Galerie Netuschil, Darmstadt (auf der Rahmenabdeckung mit dem Etikett).
Ketterer Kunst, München, 293. Auktion, 12. Mai 2005, Kat.-Nr. 76.
Privatbesitz USA (vom Vorgenannten erworben).

AUSSTELLUNG: Ludwig Meidner. Zeichner, Maler, Literat 1884-1966, Mathildenhöhe, Darmstadt 15.9.-1.12.1991, S. 509 (dort "um 1925" datiert).
Salander-O'Reilly Galleries, New York (auf der Rahmenabdeckung mit dem Etikett).

"In früheren Tagen [..] saß ich fast täglich vor einem Spiegelchen und konterfeite meine mageren, schlechtrasierten Backen und den dazu gehörigen Schädel [..] und so hitzig verbohrte ich mich in das Geschäft, daß ich schließlich weit und breit als der Mann der Selbstporträts bekannt war [..]"
Ludwig Meidner, Selbstporträt in grober Manier, zit. nach: L. Meidner. Ausst.-Kat. Mathildenhöhe, Darmstadt 15.9.-1.12.1991, S. 403.

Ungewöhnlich hoch ist die Anzahl der Selbstbildnisse Meidners. In der Grafik, der Zeichnung und vor allem in Gemälden erforscht sich der Künstler immer wieder selbst, erkundet sein eigenes Ich und interpretiert es auf seine Weise neu. In der Reihe der vielen Selbstporträts des Künstlers ist das vorliegende Gemälde eine der besonders reifen Darstellungen. Das rein Porträthafte weicht einer Selbstbefragung der besonderen Art. Anders als in den Auftragsporträts, die mehr oder minder von einer etwas gefälligen Sicht auf den Dargestellten geprägt sind, zeichnen sich die Selbstporträts meist durch eine intensive Beschäftigung mit dem eigenen Ich aus, die in ihrer Kausalität viel über die Persönlichkeit des Malers aussagt. Meidner sieht sich hier selbstbewusst und etwas kritisch, doch keineswegs zweifelnd, wie in vielen anderen seiner vor allem grafischen Selbstdarstellungen. Die stattliche, gelassene Pose zeugt von Selbstvertrauen in die eigene Arbeit. Alles Expressive, das Meidners Arbeiten vor dem Ersten Weltkrieg auszeichnet, scheint gebannt. Geblieben ist eine reale Sicht auf das Selbst. [KD/JS]



106
Ludwig Meidner
Selbstporträt an der Staffelei, 1928.
Öl auf Malpappe
Schätzung:
€ 8.000
Ergebnis:
€ 9.125

(inkl. Käuferaufgeld)