Auktion: 468 / Klassische Moderne I am 09.06.2018 in München Lot 702

 

702
Karl Schmidt-Rottluff
Sich waschender weiblicher Akt, 1913.
Aquarell
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 22.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Sich waschender weiblicher Akt. 1913.
Aquarell über Kreidezeichnung.
Rechts unten signiert und datiert. Auf bräunlichem, glattem Velin (mit Wasserzeichen). 34 x 42,8 cm (13,3 x 16,8 in) , blattgroß.

PROVENIENZ: Galerie R. Hoffmann, Hamburg.
Kornfeld & Klipstein, Bern, 153. Auktion, Juni 1974, Los 1130.
Privatsammlung Brandenburg.

AUSSTELLUNG: Brücke 1905-1913. Eine Künstlergemeinschaft des Expressionismus, Museum Folkwang, Essen 12.10.-14.12.1958, Kat.-Nr. 214.
Karl Schmidt-Rottluff. Gemälde - Aquarelle - Graphik, Akademie der Künste, Berlin 7.6.-5.7.1964, Kat.-Nr. 50, o. Abb.
Das Aquarell der Brücke, Brücke Museum Berlin, 5.9. - 16.11.1975.

LITERATUR: Gunther Thiem, Karl Schmidt-Rottluff. Aquarelle und Zeichnungen, München 1963, S. 19, 34 und 98 (Abb. S. 35).
„Aber von mir weiß ich, daß ich kein Programm habe, nur die unerklärliche Sehnsucht, das zu fassen, was ich sehe und fühle, und dafür den reinsten Ausdruck zu finden.“ (Schmidt-Rottluff in: „Kunst und Künstler“, Berlin XII, Jahrgang 1914. Umfrage: „Das Neue Programm“; Zitiert nach: Günther Thiem/Armin Zweite, Karl: Karl Schmidt-Rottluff. Retrospektive, München 1989, S. 85.) [CE]

Das Verdienst des Expressionismus für die deutsche Kunst des 20. Jahrhunderts kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Mit ihm sind dynamische Elemente in das Kunstschaffen eingeflossen, die in ihrer Bedeutung das gesamte Kunstschaffen dieses schwierigen Jahrhunderts bestimmt haben. Ein besonderer Aspekt ist die herausragende Stellung der Zeichnung, die in einem neuen Kontext gesehen und zu einer der treibenden Kräfte im Kunstschaffen wurde. Wohl hatte das 19. Jahrhundert sich als besonders zeichnungsfreudig erwiesen, doch blieb der Zeichnung, so sehr sie auch gewürdigt wurde, immer eine eher zweitrangige Stellung hinter dem Gemälde. Das sollte sich grundlegend ändern. Die Künstler des Expressionismus gaben der Zeichnung die Bedeutung zurück, die ihr als eigenständiges Kunstgenre gebührt. Wohl in enger Verwandtschaft mit dem Gemälde und bisweilen noch in der Funktion einer Vorzeichnung wird endlich der Zeichnung jener Raum eingeräumt, der ihr angemessen ist. Die Aquarelle und Zeichnungen der Künstler des Expressionismus stellen einen eigenen, wichtigen Werkkomplex dar, ohne den das gesamte bildnerische Schaffen zu Beginn des 20. Jahrhunderts nicht denkbar wäre. Neben Kirchner, der der Zeichnung eine besondere Bedeutung in seinem Schaffen beimaß, ist es vor allem Karl Schmidt-Rottluff, der im Aquarell und in der Zeichnung einen eigenständigen Werkkomplex schafft, der leider bis heute noch in seiner Gänze einer wissenschaftlichen Interpretation entbehrt. Die sich Waschende im Tub ist ein äußerst intimes Sujet, das erst im französischen Impressionismus für bildwürdig befunden wurde. Karl Schmidt-Rottluff lässt in einer kühnen Komposition den Akt sich beugen und bringt in der alleinigen Aquarellierung des Körpers das Wesenliche dieser Komposition voll zum Tragen. [KD/ SM]



702
Karl Schmidt-Rottluff
Sich waschender weiblicher Akt, 1913.
Aquarell
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 22.500

(inkl. Käuferaufgeld)