Auktion: 455 / Kunst des 19. Jahrhunderts am 24.11.2017 in München Lot 28

 

28
Eduard von Grützner
Auerbachs Keller, 1885.
Kohle
Schätzung:
€ 2.000
Ergebnis:
€ 2.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Auerbachs Keller. 1885.
Kohle - und Kreidezeichnung in Schwarz und Braun, partiell weiß gehöht.
Vgl. Balogh 655. Rechts unten signiert und datiert "Februar 1885". Auf Papier, auf Leinwand aufgezogen. 108,5 x 89 cm (42,7 x 35 in).
[CB].

PROVENIENZ: Privatbesitz Nordrhein-Westfalen.

AUSSTELLUNG: Galerie Heinemann, München, Grützner-Ausstellung, April 1906, Kat.-Nr. 3.

LITERATUR: Vgl. Fritz von Ostini, Grützner (Künstlermonographien Bd. LVIII), Bielefeld und Leipzig 1902, S. 75, Abb. 38.

Diese 1885 entstandene Zeichnung dient Eduard von Grützner zur Vorbereitung des gleichnamigen Gemäldes (vgl. WVZ Balogh 655). Doch strahlt die in sämtlichen Details fein ausgearbeitete großformatige Zeichnung so viel Lebendigkeit aus, dass sie weit mehr als eine Studienzeichnung zu dem Gemälde darstellt. Im Wesentlichen übernimmt der Künstler die Komposition für die nahezu gleich große Ausführung in Öl und ändert dafür nur wenige Einzelheiten. Grützner datiert die Zeichnung mit "Februar 1885", das Gemälde wird gegen Ende des Jahres vollendet. Bereits im Oktober 1885 meldet die Zeitschrift "Kunst für Alle" in ihrer allerersten Ausgabe in der Rubrik Ateliernotizen: "Grützner hat Auerbachs Keller angefangen, der ein prächtiges Stimmungsbild werden dürfte, wenn es dereinst hält, was es jetzt verspricht." (in: Die Kunst für Alle, Jg. I, Heft 1, 1. Oktober 1885, S. 12). Es wurde den Erwartungen gerecht und im darauffolgenden Jahr gleich zweimal ausgestellt: im Münchener Kunstverein und auf der Wiener Jahresausstellung. Im April 1906 sind auf der großen Grützner-Einzelausstellung der Galerie Heinemann in München dann sowohl das Gemälde als auch die hier angebotene Zeichnung von "Auerbachs Keller" vertreten (Kat.-Nrn. 3 und 33).
Grützner illustriert eine Begebenheit aus Goethes Faust, in der Mephisto Faust in Auerbachs Keller führt und ihm die zechenden Studenten vorstellt. Doch sein Versuch, Faust zu zeigen, dass es nicht viel mehr als etwas Alkohol bedarf um glücklich zu sein, misslingt gewaltig. Faust ist entsetzt von der Primitivität der Studenten, die niveaulos reden und betrunken singen. Mit weit ausladender Geste und dem Bierkrug in der Hand singt Siebel mit mächtiger Bassstimme, Altmayer, der links am Tisch Sitzende, ruft "Weh mir, ich bin verloren! Baumwolle her! Der Kerl sprengt mir die Ohren!" (zit. nach: László Balogh, Eduard von Grützner. 1846-1925. Ein Münchner Genremaler der Gründerzeit, Mainburg 1991, S. 127).



28
Eduard von Grützner
Auerbachs Keller, 1885.
Kohle
Schätzung:
€ 2.000
Ergebnis:
€ 2.500

(inkl. Käuferaufgeld)