Auktion: 428 / Klassische Moderne am 03./05.12.2015 in München Lot 257

 

257
Ernst Barlach
Der Rächer, 1914.
Bronze
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 40.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Der Rächer. 1914.
Bronze mit goldbrauner Patina.
Laur 229. Schult 167. Auf dem Sockel mit dem Namenszug. Verso mit dem Gießerstempel: "H. Noack Berlin". Aus einer Gesamtauflage von 30 Güssen. 44 x 58,3 x 21 cm (17,3 x 22,9 x 8,2 in).
Wohl in den 1960/70er Jahren von der Bildgießerei Noack, Berlin, gegossen.
Weitere Exemplare befinden sich u.a. in folgenden Museen:
Busch-Reisinger Museum, Harvard University Art Museums, Cambridge/Mass.
Kunsthaus, Zürich.
Folkwang Museum, Essen.
Ernst Barlach Haus, Hamburg.
Israel Museum, Jerusalem.
Museum Ludwig, Köln.
Sehr guter Guss der dynamischen, frühen Plastik.
Mit einem Gutachten der Ernst Barlach Lizenzverwaltung, Ratzeburg, vom 11. November 2015.

PROVENIENZ: Privatsammlung Brandenburg.

LITERATUR: (jeweils wohl anderes Exemplar)
Bronzen von Ernst Barlach, Galerie Flechtheim, Berlin 1930, Kat.-Nr. 10.
Ernst Barlach, Ausst.-Kat. Kunsthalle Bremen, Bremen 1959, Kat.-Nr. 498.
Ernst Barlach. Denkzeichen, Ausst.-Kat. Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum, Schloß Gottorf, Schleswig 1989, Nr. 17.
Heinz Spielmann, Stiftung und Sammlung Rolf Horn, Schleswig 1995, Nr. 115.
Anita Beloubek-Hammer, Ernst Barlach. Plastische Meisterwerke, Leipzig 1996, S. 14, 66f.
Elisabeth Laur, Der Bildhauer als Buchkünstler, in: Ernst Barlach. Kaviar statt Brot. Kurt Reutti. Sammler und Stifter, Ausst.-Kat. Kunsthalle Bremen, Bremen 2001, S. 29f.
Ernst Barlach, Mystiker der Moderne, Ausst.-Kat. Ernst Barlach Gesellschaft, Hamburg 2003, S. 240.
Ernst Barlach Retrospektive, The National Museum of Modern Art Kyoto; The University Art Museum, Tokyo National University of Fine Arts and Music, Yamanashi Prefectural Museum of Art, Kofu, Kyoto 2006, Nr. 85.

In einer Federskizze aus den Jahren 1911/12 formt Ernst Barlach die Grundidee zu dieser Plastik, die er 1914 zunächst in Gips und 1930 schließlich in Bronze ausführt. Das Motiv des Rächers findet sich jedoch auch in der Lithografie "Der heilige Krieg" von 1914 für die Zeitschrift "Kriegszeit". Anders als in der Plastik ist die Figur des Rächers hier frontal gesehen. Das martialische Element des Zuschlagens wird betont. Die plastische Gestaltung entwickelt jedoch eine eigene Dynamik in ihrer horizontalen Bewegung. Das Moment des Vorwärtsstürmens entwickelt Ernst Barlach durch eine ungewöhnliche Beinhaltung des Rächers und die auf den Scheitelpunkt der Plastik zulaufenden Mantelfalten. Die nach vorn geneigte Plinthe verleiht der Skulptur in ihrer Gesamtheit zusätzlichen Schub einer nicht aufzuhaltenden Bewegung. Die grimmige Entschlossenheit in den Gesichtszügen des Rächers und das kampfbereite Schwert in den Händen lassen keinen Zweifel an der Aussagekraft dieser ungewöhnlichen Komposition aufkommen. Alle Details dieser Plastik dienen der Versinnbildlichung einer entschlossenen Bereitschaft zum Kampf um die gerechte Sache. Hier dürfte der Kern der Aussage liegen, die Ernst Barlach am Herzen lag.



257
Ernst Barlach
Der Rächer, 1914.
Bronze
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 40.000

(inkl. Käuferaufgeld)