Auktion: 428 / Klassische Moderne am 03./05.12.2015 in München Lot 214

 

214
Gabriele Münter
Stillleben im Kreis, 1911.
Öl auf Malpappe
Schätzung:
€ 150.000
Ergebnis:
€ 375.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Stillleben im Kreis. 1911.
Öl auf Malpappe.
Unten rechts signiert und datiert. Rückseitig signiert, betitelt und bezeichnet: "Nature morte" (durchgestrichen). 84,5 x 70 cm (33,2 x 27,5 in).
Rückseitig: Reste eines russisch beschrifteten Etiketts.
Bedeutendes Stillleben aus einer Reihe von Sujets gleicher Art.
Mit einer schriftlichen Bestätigung der Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung vom 27.Oktober 2015. Das Gemälde wird unter dem Titel "Stilleben im Kreis" in das Werkverzeichnis der Gemälde von Gabriele Münter aufgenommen.

PROVENIENZ: Arthur Jerome Eddy, Chicago (um 1913/14 von der Künstlerin erworben).
Jerome O. Eddy, Skull Valley, Arizona.
Caroll Swawite.
Robert Henry Adams Fine Art, Chicago, mit dem Galerieetikett verso auf der Abdeckpappe.
Sammlung Harlan J. und Pamela M. Berk, Chicago.
Privatsammlung USA.
Sammlung Hildegard Auer, Oberpfalz.

AUSSTELLUNG: Gabriele Münter (1904-1913). Kollektiv-Ausstellung, Der neue Kunstsalon Max Dietzel, München, März-April 1913, Faltblatt, Nr. 23. Weitere Stationen der Ausstellung bis 1914: Frankfurt a. M., Dresden, Stuttgart, Fürth, Erlangen und Augsburg.
Gabriele Münter 1877-1962. Retrospektive, Städtische Galerie im Lenbachhaus, 29.7.-1.11.1992/Schirn Kunsthalle, Frankfurt a. M., 29.11.1992-10.2.1993, Kat.-Nr. 92 mit ganzseitiger Farbtafel Nr. 92, S. 41, S. 49 m. Abb. 5, S. 57 m. Abb.14.
Wassily Kandinsky, Gabriele Münter 1901-1917, The Miyagi Museum of Art, Sedai/Sezon Museum of Art,Tokio/Aichi Prefectural Museum of Art, Nagoya/Museum of Contemporary Art, Sapporo, 1996/97, Kat.-Nr. 92 mit ganzseitiger Farbtafel.
The Years of Expressionism 1903-1920, Milwaukee Art Museum, Milwaukee/Wisconsin, 5.12.1997-1.3.1998/Columbus Museum of Art, Columbus/Ohio, 18.4.-21.6.1998/Virginia Museum of Fine Arts, Richmond/Virginia, 13.7.-20.9.1998/Marion Koogler McNay Art Museum, San Antonio/Texas, 3.11.1998-3.1.1999, Kat.-Nr. 52 mit ganzseitiger Farbtafel S. 96.

LITERATUR: Karoline Hille, Gabriele Münter. Die Künstlerin mit der Zauberhand, Köln 2012, S. 102-104.
Cathrin Klingsöhr-Leroy, Der große Widerspruch. Franz Marc zwischen Delaunay und Rousseau, München 2009, S. 88 mit Farbabb. 5, S. 89.
Art Auction. Extraordinary Collection of One Hundred and Ten Modernistic Paintings and Antique Oriental Rugs. Williams, Barker & Severn Co., 20.1.1937, Kat.-Nr. 115 (Titel: Two Women and Tree).
Reinhold Heller, Erlebnis, Erinnerung und Synthese in der Kunst Gabriele Münters, in: Gabriele Münter, Ausst.-Kat. München/Frankfurt/Main 1992/93, S. 49 mit Abb. 5 sowie S. 57 mit Abb. 14 (Abb. des Stilllebens in der Münchner Ausstellung 1913).

Mit einer schriftlichen Bestätigung der Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung vom 27.Oktober 2015. Das Gemälde wird unter dem Titel "Stilleben im Kreis" in das Werkverzeichnis der Gemälde von Gabriele Münter aufgenommen.
Die Partnerschaft mit Wassily Kandinsky hatte einen wesentlichen, wenn auch nicht entscheidenden Einfluss auf das künstlerische Schaffen von Gabriele Münter. Besonders nach der Hinwendung von Kandinsky zur reinen Abstraktion erkennt Münter, dass sie ihm auf diesem Wege nicht folgen wird. Von einigen Versuchen abgesehen, sind abstrakte Kompositionen in ihrem Werk eher eine Randerscheinung. Interessant ist jedoch die Herangehensweise, die Münter von Kandinsky übernimmt. Aus einer gegenständlichen Komposition wird die Abstraktion sozusagen als deren Sinngehalt herausgefiltert und zu einer eigenständigen geformt, die, wie in unserem Falle, nur noch in ihrer Zeichenhaftigkeit an das Vorbild erinnert. Beachtenswert ist auch die lange zeitliche Periode, die zwischen der gegenständlichen Komposition und deren Umsetzung in eine abstrakte liegt.
In dem Gemälde "Stilleben im Kreis" bewegt sich Gabriele Münter durchaus im Rahmen ihrer sonstigen kompositorischen Ansätze. Das häusliche Inventar, vorzugsweise Objekte aus der reichen Sammlung von Volkskunst, wird zu einem Stillleben vereint und dies im Sinne und in der Sicht der Malerin gestaltet. Ausgehend von ihren Studien der bäuerlichen Hinterglasmalerei, die Gabriele Münter zusammen mit Wassily Kandinsky als Quelle künstlerischer Inspiration entdeckt hatte, sind auch in diesem Stillleben sowohl formale als auch inhaltliche Bezüge zu dieser Volkskunst erkennbar. Doch die Gestaltung der Komposition in der formalen Zusammenfassung in einem Oval lässt die Absicht erkennen, hinter dem rein folkloristischen Motiv eine weitere Dimension der Sinngebung zu erfassen, die das Spirituelle nicht ausschließt. Eine im Gesamtwerk der Künstlerin eher seltene Auffassung, ist doch die Realität des Gesehenen der nahezu ausschließliche Faktor für ihre Sicht der Dinge.



214
Gabriele Münter
Stillleben im Kreis, 1911.
Öl auf Malpappe
Schätzung:
€ 150.000
Ergebnis:
€ 375.000

(inkl. Käuferaufgeld)