Auktion: 424 / Klassische Moderne am 11./13.06.2015 in München Lot 235

 

235
Georg Kolbe
Kniende, 1928.
Bronze
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 52.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Kniende. 1928.
Bronze mit mittelbrauner Patina.
Berger 115. Auf der linken Fußsohle mit dem ligierten Monogramm und der Nummerierung "1". Einer von ca. 14 Lebzeitgüssen, die zwischen 1928 und 1935 ausgeführt wurden. Laut Berger wurden generell nur Güsse für den Export in die USA nummeriert und zwar ausschließlich "1" oder "2", da für den ersten und zweiten Guss geringere Einfuhrzölle erhoben wurden; die Nummerierung sagt daher nichts über die Reihenfolge der Güsse aus. 52 x 23 x 20,8 cm (20,4 x 9 x 8,1 in).
Gegossen von der Kunstgießerei Hermann Noack, Berlin-Friedenau. Wie viele Bronzen Georg Kolbes ohne Plinthe weist auch der vorliegende Guss keinen Gießerstempel auf.
Weitere Güsse befinden sich in den Sammlungen des Georg Kolbe Museums, Berlin, und des Detroit Institute of Arts.
Ein Foto aus dem Jahr 1937 zeigt Karl Nierendorf in seinen Galerieräumen in New York umgeben von zahlreichen Bronzen von Lehmbruck, Sintenis und Mataré, auf einem Sockel hinter ihm die "Kniende" von Kolbe, bei der es sich höchstwahrscheinlich um das vorliegende Exemplar gehandelt hat. Die Buchholz Gallery, die New Yorker Dependance der Galerie Curt Valentin in Berlin, zeigte in einer Ausstellung 1938 ebenfalls die "Kniende", bei der es sich nach Berger wahrscheinlich ebenfalls um den vorliegenden Guss gehandelt haben könnte. [KD/JS].
Bedeutende Bronzeplastik aus den späten zwanziger Jahren.
Mit einem Gutachten von Dr. Ursel Berger vom 4. August 2014.

PROVENIENZ: Höchstwahrscheinlich Nierendorf Gallery, New York und/oder Buchholz Gallery, New York (1938).
Nachlass J. Carter Brown, USA (Direktor der U.S. National Gallery of Art (1969-1992); bis 2014).

AUSSTELLUNG: Deutsche Kunstausstellung in Warschau 1929 (anderes Exemplar, das als Geschenk der deutschen Regierung in polnischen Staatsbesitz überging).

LITERATUR: Georg Kolbe/Richard Scheibe, Georg Kolbe in 100 Lichtdrucktafeln, Marburg 1931, Tafel 76b.



In den späten zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts findet Georg Kolbe zu einer kompakteren Formensprache. Die Haltung der Modelle ist selbstbewusster, der Ausdruck wird kraftvoller. Das Statuarische wird betont und der Körper als Ganzes in seiner Erdverhaftung gesehen. Der früher gesuchten Idealisierung steht nun eine Realitätsnähe entgegen, die, vom kommenden Zeitgeschmack beflügelt, das gesamte spätere plastische Schaffen des Künstlers bestimmen sollte.



235
Georg Kolbe
Kniende, 1928.
Bronze
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 52.500

(inkl. Käuferaufgeld)