Auktion: 413 / Alte Meister am 24.05.2014 in München Lot 168

 

168
Ferdinand Olivier
Campagnalandschaft mit befestigter Stadt, Um 1830.
Öl auf Malpappe
Schätzung:
€ 25.000
Ergebnis:
€ 39.040

(inkl. Käuferaufgeld)
Campagnalandschaft mit befestigter Stadt. Um 1830.
Öl auf Malpappe.
27 x 35,4 cm (10,6 x 13,9 in).

PROVENIENZ: Privatsammlung Süddeutschland.

AUSSTELLUNG: Deutsche Romantiker. Bildthemen der Zeit von 1800 bis 1850. Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung, München 1985, Kat.Nr. 80 (Farb-Abb. S. 167).

Ferdinand Olivier wird 1785 in Dessau als Sohn des Pädagogen Prof. Ferdinand Olivier d.Ä. geboren, seine Mutter ist die Opernsängerin Louise Niedhart. Um 1801/02 erhält er gemeinsam mit seinen beiden Brüdern Heinrich (geboren 1783) und Friedrich (geboren 1791) in seiner Heimatstadt Dessau den ersten Zeichen- und Radierunterricht bei dem Landschaftsmaler Karl Wilhelm Kolbe. In den folgenden Jahren reist Ferdinand Olivier mehrfach nach Berlin, lernt dort August Wilhelm Schlegel kennen und hört dessen Vorlesungen über Literatur und Kunst. 1804 zieht er gemeinsam mit Heinrich nach Dresden und schreibt sich an der Akademie der Bildenden Künste bei Jakob Wilhelm Mechau und Carl Ludwig Kaaz ein. Jedoch kann er sich nicht mit der Auffassung der idealen Landschaftsmalerei seiner Lehrer identifizieren. Weitaus nachhaltiger für seine künstlerische Entwicklung ist der Kontakt zu Friedrich August von Klinkowström, Philipp Otto Runge und Caspar David Friedrich, über die Olivier die Dresdner Romantik kennen lernt. 1807 reist Olivier in diplomatischen Diensten nach Paris, lässt sich aber schon bald davon befreien, um mehr Zeit für seine Kunststudien zu haben. Ganz im Sinne der romantischen Rückbesinnung auf die Kunst des Mittelalters, kopiert Olivier in den Pariser Museen vor allem mittelalterliche Tafelbilder. Zusammen mit Bruder Friedrich bereist er 1810 den Harz, 1811 lassen sich beide in Wien nieder. Der erneute Kontakt zu Schlegel und die Begegnung mit Joseph Anton Koch bestärken Olivier sowohl in seiner tief religiösen protestantischen Weltanschauung als auch in seiner Kunstauffassung. Oliviers Wiener Atelier wird bald zum gesellschaftlichen und künstlerischen Treffpunkt eines Kreises protestantischer wie katholischer nazarenisch gesinnter Künstler. Dazu zählen seine beiden Brüder Heinrich und Friedrich, Julius Schnorr von Carolsfeld, Theodor Rehbenitz und Philipp Veit. 1816 werden Ferdinand und Friedrich Olivier zusammen mit Schnorr von Carolsfeld in den Lukasbund aufgenommen. Die Sommer 1815 und 1817 verbringen die beiden Brüder in Salzburg und dem umliegenden Bergland. Bis etwa 1829 prägen die dort gesammelten Motive die Arbeiten Oliviers. Den Höhepunkt dieser sogenannten Salzburger Periode bildet seine Lithografiefolge "Sieben Gegenden aus Salzburg und Berchtesgaden", die sich durch künstlerische Klarheit und inhaltliche Tiefe auszeichnet. Als sein Bruder Friedrich 1817 gemeinsam mit Schnorr von Carolsfeld für drei Jahre nach Rom zieht, bleibt Olivier in Wien zurück, vermutlich, da er inzwischen in Wien verheiratet und Stiefvater dreier Kinder ist. Dennoch nähert er sich in seinen Gemälden ab Mitte der 1820er Jahre einem deutlich von der südlichen Landschaft geprägten Ideal an, wie es sein Bruder aus Italien mitgebracht hatte. 1830 folgt Olivier seinem Bruder und Schnorr von Carolsfeld nach München, wo er 1832 zum Professor für Kunstgeschichte an der Akademie der Bildenden Künste berufen wird.

"Das Bild gibt nicht eine Ansicht eines bestimmten Städtchens in der Campagna wieder, sondern ist eine komponierte Ideallandschaft, die sich im Typus an die von Joseph Anton Koch entwickelte 'heroische Landschaft' anlehnt. Koch war auch der Entdecker der malerischen Reize der Sabinerberge, wo sich schroffe Felsen über waldigen Tälern erheben und sich Hügel- und Bergketten hintereinanderreihen. Diese urwüchsige Landschaft mit den wie aus den Felsenkuppen hervorgewachsenen Ortschaften – Olevano, Civitella – bot ungezählte Bildmotive für die dort die Sommermonate verbringenden deutschen Maler. Auch Ferdinand Olivier hat sie hier dargestellt. Im Unterschied zu seinem Bruder Friedrich war Ferdinand Olivier nie in Italien. Doch wirkten die Skizzen und Ölbilder seines Bruders nach dessen Rückkehr nach Deutschland, 1824, so stark auf ihn ein, daß sich seine Landschaftsdarstellungen allmählich in italienische Ideallandschaften mit Staffagefiguren wandelten. Kubisch aufgefaßte Bauwerke, die, von entschiedenen Linien umrissen, in der lieblichen, südlichen Landschaft aufragen, sind charakteristisch für sein Werk." (Thea Vignau-Wilberg, in: Ausst.Kat. München 1985, S. 166ff.).

Auf dem Höhepunkt seines Schaffens entstehen zahlreiche Landschaften, meist aufgelockert mit Szenen aus dem Alten und Neuen Testament. Seine künstlerischen Vorbilder findet er neben Albrecht Dürer insbesondere in der altdeutschen und altniederländischen Kunst. Ferdinand Olivier gilt als einer der bedeutendsten Landschaftsmaler aus dem Künstlerkreis der Nazarener. 1841 stirbt er in München. [CB].




168
Ferdinand Olivier
Campagnalandschaft mit befestigter Stadt, Um 1830.
Öl auf Malpappe
Schätzung:
€ 25.000
Ergebnis:
€ 39.040

(inkl. Käuferaufgeld)