Auktion: 416 / Kunst nach 45 / Zeitgenössische Kunst am 07.06.2014 in München Lot 471

 

471
Imi Knoebel
Ohne Titel (Hartfaserbild 85-10), 1985.
Acryl
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 36.600

(inkl. Käuferaufgeld)
Ohne Titel (Hartfaserbild 85-10). 1985.
Acryl auf Spanplatte, teils zersägt.
Links unten signiert und datiert. Verso nochmals signiert und datiert. 202 x 172 cm (79,5 x 67,7 in). [KP].

PROVENIENZ: Galerie Thomas, München (auf dem Keilrahmen mit dem Etikett, dort typografisch bezeichnet).
Privatsammlung Süddeutschland.

Klaus Wolf Knoebel kommt am 31. Dezember 1940 zur Welt, er verbringt seine Kindheit bei Dresden, bevor die Familie 1950 nach Mainz zieht. An der Werkkunstschule in Darmstadt lernt er 1962-64 nach der Idee des Bauhaus-Vorkurses von Johannes Itten und Lászlo Moholy-Nagy. Dort begegnet er Rainer Griese, beide nehmen den Vornamen Imi an, eine Abkürzung, die sich die Freunde zum Abschied zurufen. Fasziniert von der Lehrerpersönlichkeit Joseph Beuys' wechselt das Duo 1964 an die Düsseldorfer Kunstakademie, wo sie sich jedoch deutlich von den übrigen Beuys-Schülern absetzen wollen. 1968 entsteht Knoebels erstes Hauptwerk, die Installation "Raum 19", benannt nach einem Unterrichtsraum Nr. 19 in der Akademie, den Beuys den beiden Studenten zur Verfügung gestellt hatte. Schon damals beschäftigt sich Knoebel in analytischen Serien mit dem Verhältnis von Raum, Trägergrund und Farbe. Die Reduktion auf die elementaren Koordinaten der Malerei ist dem zweiten großen Vorbild, Kasimir Malewitsch, verpflichtet. Nach puristischen Linienbildern, Lichtprojektionen und weißen Bildern (1972-75) verwendet Knoebel 1974 erstmals Farbe. Seit 1975 bis heute arbeitet Knoebel an der Werkgruppe der sogenannten "Mennigebilder", benannt nach der im Stahlbau üblichen Mennigefarbe, die der Künstler hierfür verwendet. Nach diesen polygonalen Tafeln tauchen in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre noch freiere Spielformen auf, die auch in ihrer Farbgebung die ganze Palette umfassen.

Die hier vorliegende großformatige Arbeit bildet einen Kontrast zu den geometrisch abstrakten, streng komponierten Bildern Imi Knoebels. Verbindendes Element beider Werkpole ist jedoch die hervorgehobene Bedeutung des Bildträgers. Während etwa für die "Grace Kelly"-Bilder die Zusammenfügung von Holzplatten den Malgrund bildet, bearbeitet der Künstler bei Werken wie dem unsrigen die Spanplatte beinahe brachial mit der Säge, um sie zu durchbrechen. Dabei lässt Knoebel außerdem den warmen Braunton der Hartfaserplatte in Teilen unbemalt, um den Bildträger weiter in die Komposition zu integrieren. Darüber hinaus machen die Löcher und Ritzungen das Bild haptisch erfassbar und verwischen die Grenzen zwischen Zweidimensionalität und Dreidimensionalität, sie erweitern den Bildträger zum Relief.

Neben musealen Einzelausstellungen u.a. in Düsseldorf 1975, Winterthur bzw. Bonn 1983 und Hamburg 1992 sowie 2003 ist Knoebel auch an wichtigen Gruppenausstellungen wie der Documenta 5, 6, 7 und 8 vertreten. 1996 findet im Haus der Kunst, München, eine große Retrospektive seines Werkes statt. Zweifellos zählt Knoebel zu den wichtigsten Künstlern der Gegenwart. Sein radikales, präsentes und überaus stringentes Œuvre wird ab Oktober 2014 Gegenstand einer erneuten Retrospektive im Kunstmuseum Wolfsburg sein.




471
Imi Knoebel
Ohne Titel (Hartfaserbild 85-10), 1985.
Acryl
Schätzung:
€ 20.000
Ergebnis:
€ 36.600

(inkl. Käuferaufgeld)