Auktion: 410 / Kunst nach 45 / Zeitgenössische Kunst am 07.12.2013 in München Lot 1244

 

1244
Georg Baselitz
LR, 1966.
Farbholzschnitt
Schätzung:
€ 9.000
Ergebnis:
€ 34.160

(inkl. Käuferaufgeld)
LR. 1966.
Farbholzschnitt in Schwarz, Ocker und Grüngrau.
Jahn 49/2 (von 3). Monogrammiert. Verso signiert, datiert und bezeichnet "Probedruck". Probedruck außerhalb der Auflage von etwa 20 Exemplaren. Auf leichtem Karton von Schoeller-Turm (mit Trockenstempel). 42 x 33,2 cm (16,5 x 13 in). Papier: 42,7 x 33,4 cm (16,8 x 13,1 in).

Prachtvoller satter Druck in besonders schöner Farbvariante.

Baselitz wird als Hans-Georg Kern geboren und entleiht sich seinen Künstlernamen vom Heimatort. Nachdem er aufgrund von "gesellschaftspolitischer Unreife" von der Ost-Berliner Kunsthochschule verwiesen wird, wechselt er 1956 auf die Hochschule der Bildenden Künste in Berlin-Weißensee. 1957-1962 setzt Baselitz seine Ausbildung an der Hochschule der Bildenden Künste in Berlin-Charlottenburg fort. Einer seiner Lehrer wird Hann Trier. In den frühen 1960er Jahren verfasst Baselitz mehrere künstlerische Manifeste und etabliert zusammen mit Künstlern wie Eugen Schönebeck oder Markus Lüpertz eine neue figurative Kunst mit expressiven Zügen. Mit seinen Arbeiten will Baselitz gegen festgelegte Kategorien und Regelmäßigkeiten verstoßen, seine unprätentiöse Malerei richtet sich gegen das gängige Ideal. 1963 werden in der Galerie Werner & Katz in Berlin die beiden Gemälde "Die große Nacht im Eimer" und "Der nackte Mann", die einen Skandal auslösen, von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt. Ein anhängiges Verfahren wegen Pornografie wird 1965 eingestellt und die Werke werden zurückgegeben.

Im Œuvre von Georg Baselitz taucht ab 1965 eine Gestalt mit den Initialien "L.R."auf. Cornelia Wiek geht davon aus, dass es sich bei dieser Figur um den romantischen Dresdener Maler Ludwig Richter handelt, zu dem Baselitz in seinem Werk Parallelen zieht. Dargestellt als eine jugendliche, männliche Figur mit zu kleinem Kopf schreitet LR frontal und formatfüllend dem Betrachter entgegen. Baselitz, der nicht nur bei seinen Motiven ständig auf der Suche nach historischen Vorbildern ist, greift auch bei der Technik dieser Arbeit auf den altmeisterlichen Clair-Obscur-Holzschnitt des Manierismus und des Barock zurück. "Für den Holzschnitt LR benutzte er drei Druckstöcke – einen für die Zeichnung und zwei für farbige Partien – in die er immer wieder hinein arbeitete, so dass ein großer Teil der Drucke Unikate sind." (Ausst.Kat. Georg Baselitz, Romantiker kaputt, Gemälde, Zeichnungen und Grafik aus der Sammlung GAG, Stiftung Moritzburg, Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt, Halle (Saale) 2012, S. 19.).

1969 entsteht das erste der für Baselitz typischen Bilder, in denen das Motiv auf dem Kopf steht. Neben der Malerei gewinnen auch Zeichnung, Druckgrafik und Holzskulptur an Bedeutung. Anfang der 1970er Jahre erreicht der Künstler durch zahlreiche Ausstellungen einen hohen Bekanntheitsgrad in Deutschland. Baselitz wird 1977 an die Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe berufen. Von 1983 bis 1988 führt er seine Professur an der Hochschule der Bildenden Künste in Berlin fort. 1980 gestaltet Baselitz den deutschen Pavillon der Biennale in Venedig, nimmt an der Documenta VII teil und hat unzählige Ausstellungen und Retrospektiven in den größten internationalen Kunstforen, wie 1995 im Guggenheim Museum in New York. Im Jahr 2004 wird Baselitz der "Nobelpreis der Künste", der Praemium Imperiale der Japan Art Association, zuerkannt. Das Gremium begründet die Verleihung des weltweit renommierten Preises für zeitgenössische Kunst damit, dass Georg Baselitz mit seiner energievollen Malerei die internationale Kunstszene Jahrzehnte lang geprägt habe. [KP/AS].




1244
Georg Baselitz
LR, 1966.
Farbholzschnitt
Schätzung:
€ 9.000
Ergebnis:
€ 34.160

(inkl. Käuferaufgeld)