Auktion: 410 / Kunst nach 45 / Zeitgenössische Kunst am 07.12.2013 in München Lot 863

 

863
Martin und Brigitte Matschinsky-Denninghoff
Ganges, 1988.
Plastik
Schätzung:
€ 7.000
Ergebnis:
€ 28.750

(inkl. Käuferaufgeld)
Ganges. 1988.
Plastik aus Messing und Zinn. Auf Schiefersockel montiert.
Schwarz 605. Auf der Standfläche mit dem Monogramm und der Datierung. 26 x 33 x 24 cm (10,2 x 12,9 x 9,4 in). Sockel: 2,3 x 25,2 x 25 cm (0,9 x 9,9 x 9,8 in).

Unikat.

PROVENIENZ: Privatsammlung Hessen.

AUSSTELLUNG: Art Frankfurt, Ausstellung der Galerie Marianne Hennemann Bonn, Frankfurt am Main 1989.
Matschinsky-Denninghoff. Skulpturen und Zeichnungen, Kunstverein Augsburg 1992.
Matschinsky-Denninghoff. Skulpturen und Zeichnungen, Galerie Michael, Darmstadt 1992 (mit Abb. S. 53).

1952 lernen sich Martin und Brigitte Matschinsky-Denninghoff am Darmstädter Experimentiertheater von Gustav Rudolf Sellner kennen. Brigitte Matschinsky-Denninghoff, geboren 1923 in Berlin, studiert vorher an den Kunsthochschulen in Berlin und München und arbeitet als Assistentin bei Henry Moore und Antoine Pevsner. Martin Matschinsky, geboren 1921 in Grötzingen in Baden, absolviert eine Fotografenlehre und verbringt die Jahre 1940 bis 1947 im Kriegsdienst bzw. in Kriegsgefangenschaft. 1948 gehört er zum Gründungsjahrgang der Otto-Falkenberg-Schule in München. Die gegenseitige Inspiration und gemeinsame Verehrung von Henry Moore sowie dem russischen Konstruktivisten Antoine Pevsner führen zu einer seit 1955 andauernden künstlerischen Zusammenarbeit der beiden Künstler. Das Jahr 1959 markiert mit dem Erhalt des Prix Bourdelle und der ersten Teilnahme an der documenta in Kassel den künstlerischen Durchbruch des Paares. Es folgen Teilnahmen an der Biennale in Venedig und eine Vielzahl deutscher und internationaler Ausstellungen. Ihre Arbeit wird begleitet von vielen fruchtbaren Begegnungen mit anderen Künstlern wie Serge Poliakoff und Fritz Winter. Matschinsky-Denninghoffs gemeinsames Schaffen konzentriert sich auf die Stahlbildhauerei. Seit den 1960er Jahren prägen sie mit ihren monumentalen Skulpturen den öffentlichen Raum inner- und außerhalb Europas. Ab Ende der 80er-Jahre entstehen auch kleinformatige, fragile Skulpturen, die an einen informellen Gestus bzw. Kalligrafie erinnern. Anlässlich der 750-Jahr-Feier wird 1987 ihr berühmtes Werk "Berlin" am Berliner Europa Center aufgestellt.

Der künstlerische Ausdruck der Arbeiten von Martin und Brigitte Matschinsky-Denninghoff liegt in der eigens entwickelten Technik begründet. Stahlrohrbündel bzw. dünne Edelstahlrohre werden über ein formgebendes Gerüst geschweißt und erlauben so kühne Verlagerungen des Schwerpunktes. Dies gilt auch für die hier angebotene kleinformatige Arbeit, die in ihrer bewegten Ästhetik die Windungen des gewaltigen Flusses Ganges künstlerisch nachvollzieht und haptisch erfahrbar macht.

Das dichte bildhauerische Schaffen wird in den letzten Jahren durch Martin Matschinskys Malerei ergänzt, die sich in der Tradition des französischen Tachismus und des deutschen Informel bewegt. Im Jahr 2011 wird die seit mehr als einem halben Jahrhundert bestehende Lebens- und Arbeitsgemeinschaft durch den Tod Brigitte Matschinsky-Denninghoffs getrennt. [KP].




863
Martin und Brigitte Matschinsky-Denninghoff
Ganges, 1988.
Plastik
Schätzung:
€ 7.000
Ergebnis:
€ 28.750

(inkl. Käuferaufgeld)