Auktion: 407 / Post War/ Zeitgenössische Kunst am 08.06.2013 in München Lot 265

 

265
Georg Baselitz
Ohne Titel (Torbogen), 1970.
Tusche
Schätzung:
€ 15.000
Ergebnis:
€ 17.500

(inkl. Käuferaufgeld)
Ohne Titel (Torbogen). Wohl 1970/71.
Tusche und Aquarell über Fragment einer Buchseite.
Rechts unten signiert und bezeichnet "Altzeile". Auf leichtem Velin, typographisch bezeichnet. 43,5 x 29,5 cm (17,1 x 11,6 in), Blattgröße.

Die vorliegende Arbeit ist im Archiv Georg Baselitz, München, verzeichnet. Wir danken dem Archiv für die freundliche Auskunft.

PROVENIENZ: Tom Nagel, München.
Galerie Springer-Winkler, Berlin.
Galerie Rackey, Bad Honnef.
Privatsammlung Nordrhein-Westfalen.

Baselitz wird als Hans-Georg Kern geboren und entleiht sich seinen Künstlernamen vom Heimatort. Nachdem er aufgrund von "gesellschaftspolitischer Unreife" von der Ost-Berliner Kunsthochschule verwiesen wird, wechselt er 1956 auf die Hochschule der Bildenden Künste in Berlin-Weißensee. 1957-1962 setzt Baselitz seine Ausbildung an der Hochschule der Bildenden Künste in Berlin-Charlottenburg fort. Einer seiner Lehrer wird Hann Trier. In den frühen 1960er Jahren verfasst Baselitz mehrere künstlerische Manifeste und etabliert zusammen mit Künstlern wie Eugen Schönebeck oder Markus Lüpertz eine neue figurative Kunst mit expressiven Zügen. Mit seinen Arbeiten will Baselitz gegen festgelegte Kategorien und Regelmäßigkeiten verstoßen, seine unprätentiöse Malerei richtet sich gegen das gängige Ideal. 1963 werden in der Galerie Werner & Katz in Berlin die beiden Gemälde "Die große Nacht im Eimer" und "Der nackte Mann", die einen Skandal auslösten, von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt. Ein anhängiges Verfahren wegen Pornografie wird 1965 eingestellt und die Werke werden zurückgegeben.

Seit 1969 malt Georg Baselitz Gemälde und Zeichnungen mit auf dem Kopf stehenden Motiven, die zu seinem unverwechselbaren"Markenzeichen" werden. Auch auf diesem Blatt zeigt er die umgedrehte Ansicht eines Torbogens oder einer Brücke. Besonders reizvoll wird diese Zeichnung durch die Kombination mit der Typographie einer Textseite, die der Künstler aus einem großformatigen französischsprachigen Buch herauslöst und als Malgrund verwendet. Daraus ergibt sich neben dem für Baselitz bekannten Verwirrspiel für das Betrachterauge von oben und unten noch eine dritte Ansicht, die des nur vertikal lesbaren Textes.

Anfang der 1970er Jahre erreicht der Künstler durch zahlreiche Ausstellungen einen hohen Bekanntheitsgrad in Deutschland. Baselitz wird 1977 an die Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe berufen. Von 1983 bis 1988 führt er seine Professur an der Hochschule der Bildenden Künste in Berlin fort. 1980 gestaltet Baselitz den deutschen Pavillon der Biennale in Venedig, nimmt an der documenta VII teil und hat unzählige Ausstellungen und Retrospektiven in den größten internationalen Kunstforen, wie 1995 im Guggenheim Museum in New York. Im Jahr 2004 wird Baselitz der "Nobelpreis der Künste", der Praemium Imperiale der Japan Art Association, zuerkannt. Das Gremium begründet die Verleihung des weltweit renommierten Preises für zeitgenössische Kunst damit, dass Georg Baselitz mit seiner energievollen Malerei die internationale Kunstszene Jahrzehnte lang geprägt habe. [CB].




265
Georg Baselitz
Ohne Titel (Torbogen), 1970.
Tusche
Schätzung:
€ 15.000
Ergebnis:
€ 17.500

(inkl. Käuferaufgeld)