Auktion: 400 / Moderne Kunst am 08.12.2012 in München Lot 73

 

73
Erich Heckel
Bauernhaus, 1928.
Gouache
Schätzung:
€ 18.000
Ergebnis:
€ 41.480

(inkl. Käuferaufgeld)
Bauernhaus. 1928.
Gouache, Tuschpinsel und Kreide.
Rechts unten signiert und datiert. Links unten bezeichnet "Bauernhaus". Verso handschriftlich bezeichnet "1928-Bauernhaus - Bild: >Landschaft mit Bauernhaus< Phot.:363". Auf Bütten. 52,8 x 69 cm (20,7 x 27,1 in), blattgroß.
Vergleiche auch das Gemälde von 1928 "Landschaft mit Bauernhaus" (Vogt 1928/7) von etwa gleicher Komposition sowie das Aquarell "Bauernhaus" im Besitz des Brücke-Museum, Berlin (vgl. Erich Heckel an der Ostsee, Ausst.Kat. Berlin 2006, Kat.Nr. 79, mit ganzseitiger Farbabb. S.136).

Die Arbeit ist im Erich Heckel Nachlass, Hemmenhofen am Bodensee, verzeichnet. Wir danken Frau Renate Ebner und Herrn Hans Geissler für die freundliche Auskunft.

1904 beginnt Erich Heckel ein Architekturstudium an der Technischen Hochschule in Dresden, doch gibt er dieses schon ein Jahr später wieder auf. Als sich Heckel 1905 mit seinen Künstlerfreunden Karl Schmidt-Rottluff, Fritz Bleyl und Ernst Ludwig Kirchner zur Künstlergruppe "Die Brücke" zusammenschließt, wird der Weg zum Expressionismus geebnet. Der Künstler widmet sich nun verschiedenen Drucktechniken wie dem Holzschnitt, der Lithografie und der Radierung. Landschaften von strahlender Farbigkeit entstehen. Im Herbst des Jahres 1911 übersiedelt Heckel nach Berlin. Er kennt inzwischen Pechstein, Nolde und Mueller, die sich den "Brücke"-Künstlern angeschlossen hatten, nun begegnet er Marc, Macke und Feininger. 1912 malt Heckel mit Kirchner zusammen die Kapelle der Sonderbund-Ausstellung in Köln aus. Ein Jahr später wird die "Brücke" aufgelöst, eine erste Sonderausstellung der Werke Heckels findet bei Gurlitt in Berlin statt. Von 1915 bis 1918 begibt sich Heckel als Pfleger beim Roten Kreuz nach Flandern, dann geht er zurück nach Berlin, das bis Anfang 1944 sein Hauptwohnsitz bleibt.

Im dichten zeichnerischen Duktus dieser Landschaftskomposition lassen sich noch Anklänge an die Zeit des Expressionismus verfolgen. Doch hat Erich Heckel in den zwanziger Jahren nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten gesucht, die ihm den Weg in eine mehr malerisch bestimmte Zukunft weisen sollten. Die expressive Farbgebung der Frühzeit ist nun zurückgenommen. Heckel erarbeitet sich einen gemäßigt expressiven Realismus, der auch seine Arbeiten in der Folgezeit prägen wird. Dazu gehören besonders die vielen, topografisch bestimmbaren Landschaftsstudien, die Erich Heckel während seiner Reisen und der Sommeraufenthalte an der Ostsee schuf. Das vorliegende Aquarell ist in Osterholz an der Flensburger Förde entstanden, wo Erich Heckel ab 1919 und bis 1944 in den Sommermonaten arbeitete.

1937 werden 729 Arbeiten des Künstlers in deutschen Museen beschlagnahmt, im Jahr vor Kriegsende zerstören Fliegerbomben das Atelier in Berlin. Alle Druckstöcke und zahlreiche andere Arbeiten werden dabei vernichtet. Heckel zieht daraufhin nach Hemmenhofen an den Bodensee. 1949 erhält er einen Lehrauftrag an der Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe, den er bis zum Jahr 1955 inne hat. 1953 finden anlässlich des siebzigsten Geburtstages von Erich Heckel Einzelausstellungen in zahlreichen Städten Deutschlands statt, in gleicher Weise ehrt man den Künstler zum achtzigsten Geburtstag. Heckel, einer der Hauptvertreter des Deutschen Expressionismus, erhält überdies weitere Ehrungen und Preise, so den Kunstpreis der Stadt Berlin (1957), des Landes Nordrhein-Westfalen (1961) sowie das Große Bundesverdienstkreuz (1956). [KD].




73
Erich Heckel
Bauernhaus, 1928.
Gouache
Schätzung:
€ 18.000
Ergebnis:
€ 41.480

(inkl. Käuferaufgeld)