Auktion: 392 / Moderne Kunst am 09.06.2012 in München Lot 45

 
Hermann Max Pechstein - Äpfel


45
Hermann Max Pechstein
Äpfel, 1928.
Öl auf Holz
Schätzung:
€ 35.000
Ergebnis:
€ 75.640

(inkl. Käuferaufgeld)
Äpfel. 1928.
Öl auf Holz.
Soika 1928/5. Links oben monogrammiert (ligiert) und datiert. Verso bezeichnet: "HMPechstein Berlin W. 62 Kurfürstenstr. 126 - Äpfel II-" (das "II" wohl später hinzugefügt). 31,8 x 41 cm (12,5 x 16,1 in).

PROVENIENZ: Erwin Leibke (verso mit handschriftlichem Besitzervermerk).
Galerie Maulberger, München.
Privatsammlung Süddeutschland.

AUSSTELLUNG: Frühjahrs-Ausstellung. Preußische Akademie der Künste zu Berlin, Mai - Juni 1928, Nr. 187 (ohne Abb., nur durch den Titel belegt).
Max Pechstein. Neue Landschaften. Galerie von der Heyde, Berlin, 14.5.-10.6.1939, Nr. 17 (ohne Abb., nur durch den Titel belegt).

Schon früh wird das künstlerische Talent Hermann Max Pechsteins erkannt und gefördert. Sein Werdegang, erst als Lehrling bei einem Zwickauer Malermeister, dann in der Dresdner Kunstgewerbeschule und schließlich an der dortigen Akademie bei dem Dekorationsmaler Otto Gußmann, verhilft Pechstein zu einem soliden handwerklichen Können. Als er 1906 für die Dresdner Kunstgewerbeausstellung ein Deckenbild in so unkonventioneller Farbigkeit malt, dass es der Auftraggeber durch graue Spritzer dämpfen lässt, wird Erich Heckel auf Pechstein aufmerksam und holt ihn schließlich in die ein Jahr zuvor gegründete Künstlervereinigung "Die Brücke", welche sich zum Ziel eine dem Impressionismus entgegengesetzte, aus der Kraft der Farbe kommende Malerei gesetzt hatte und "alle revolutionären und gärenden Kräfte an sich [..] ziehen wollte" (Schmidt-Rottluff). Im Umfeld der "Brücke"-Mitglieder entwickelt sich der expressionistische Stil Pechsteins nun weiter, wobei es sein Ziel ist, mit wohldosiertem Einsatz malerischer Mittel den motivischen Kernpunkt herauszuarbeiten. 1908 lässt sich Pechstein in Berlin nieder und wird dort zum Mitbegründer der Neuen Sezession. Er schafft Figurenbilder, Stillleben und Landschaften in einem gemäßigt expressionistischen Stil, der zu dem frühen und langanhaltenden Erfolg des Künstlers führt.

Die Bildgeschichte des Apfels reicht weit zurück in die Anfänge der Malerei. Er ist das entscheidende Element in den Adam-und-Eva-Darstellungen, wird zur beliebten Beigabe der Madonnen mit dem Jesuskind, um dann zusammen mit anderen Früchten und Blumen in den niederländischen Stillleben des 17. Jahrhunderts ein Eigenleben in Gemeinschaft zu feiern. Ganz anders entdeckt ihn das späte neunzehnte Jahrhundert als rundplastische Form. Cézanne legt ihn in seinen Stillleben liebevoll in eine weiße Fußschale, isoliert in seiner prallen Schönheit wird er von nun an zum Lieblingsobjekt des Stilllebens. Seine kühle Sachlichkeit der Form gepaart mit dem Mythos der Genesis mag einer der Gründe sein für die besondere Faszination, die nach wie vor von dem Apfel ausgeht. Pechstein veranschaulicht sein hohes malerisches Können an fünf Äpfeln in einer flachen Schale. Er gibt ihnen mit weichem Pinsel modulierte Oberflächen und lässt schwache Lichtreflexe aufleuchten, so als wollte er gerade in diesem schlichten Motiv Bekenntnis ablegen für eine Auffassung von Malerei, die er Jahre zuvor selbst in Frage gestellt hatte. Wollte man Malerei mit Musik vergleichen, was sich oft anbietet, so müsste man dieses Stillleben der Kammermusik zuordnen. Hier werden keine großen Akkorde angeschlagen. Die Töne sind leiser, individueller und vielleicht gerade darum umso einprägsamer.

1937 wird Hermann Max Pechstein als "entarteter Künstler" diffamiert. Ab 1945 dann lehrt er an der Berliner Akademie der Künste. Neben der Malerei entsteht im Bereich der Grafik ein Werk mit mehr als 850 Holzschnitten, Lithografien und Radierungen. [KD].




45
Hermann Max Pechstein
Äpfel, 1928.
Öl auf Holz
Schätzung:
€ 35.000
Ergebnis:
€ 75.640

(inkl. Käuferaufgeld)