Auktion: 375 / Kunst nach 45 / Zeitgenössische Kunst am 04.12.2010 in München Lot 125

 
Kazuo Shiraga - Yugi


125
Kazuo Shiraga
Yugi, 1994.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 80.000
Ergebnis:
€ 109.800

(inkl. Käuferaufgeld)
Öl auf Leinwand
Rechts unten signiert. Verso japanisch bezeichnet. 145,5 x 112 cm (57,2 x 44 in)

PROVENIENZ: Matsumoto Co. Ltd., Tokio (auf dem Keilrahmen mit dem Etikett).
Annely Juda Fine Art, London (auf dem Keilrahmen mit dem Etikett).
Galleria Magi'900 Pieve di Cento (auf dem Keilrahmen mit zwei Etiketten und dem Stempel).

Im Jahr 1948, zwei Jahre nach der Kapitulation Japans im Zweiten Weltkrieg, schließt Kazuo Shiraga sein Studium der traditionellen japanischen Malerei an der Kyoto City Specialist School of Arts (heute Kyoto City University of Arts) ab. Die historische Umbruchsituation fordert in den Augen Shiragas auch einen künstlerischen Neuanfang und so beginnt er, sich verstärkt mit den Kunststilen der Westlichen Welt auseinanderzusetzen. 1952 gründet der Künster zusammen mit Akira Kanayama, Saburo Murakami und Kaiko Tanaka die "Zero"-Gruppe, deren Namen der Überzeugung Ausdruck verleiht, dass jede künstlerische Schöpfung aus dem Nichts hervorgeht. Bereits wenig später gehört Shiraga zu den Mitbegründern und führenden Vertretern der "Gutai"-Gruppe um den spirituellen Meister Jiro Yoshihara, welcher von buddhistischem Gedankengut geprägt seine Anhänger auf ihrem Weg zu einer vollkommen neuartigen Malerei unterstützt. Das Wort "gutai" bezeichnet etwa soviel wie "konkret", und so ist es den Bestrebungen der konkreten Poesie entsprechend das Ziel der Gruppe, die Bildsprache nicht mehr nur als Mittel zur Beschreibung eines Sachverhaltes zu nutzen, sondern diese selbst zum Zweck und Gegenstand der Malerei zu erheben. In diesem Umfeld entwickelt Shiraga in den späten fünfziger Jahren eine besonders dynamische, körperbezogene Art des Farbauftrags, welche für sein künstlerisches Schaffen prägend sein wird. 1957 kommt es dann in einer Galerie in Osaka zu Shiragas erster Fußgemälde-Performance, bei welcher der Künstler an einem Seil von der Decke hängend mit den Füßen Ölfarbe über ein am Boden liegendes Papier verteilt. Von der positiven Resonanz beeindruckt, beginnt Shiraga ab 1959 schließlich in gleicher Technik auf Leinwand zu arbeiten und legt damit den Grundstein für seinen internationalen Durchbruch. Shiragas Arbeiten sind aufgrund des körperbetonten Farbauftrags im Ausstellungskontext als Happening zu beurteilen und gehen jenen epochemachenden Arbeiten von Allen Kaprow und Yves Klein zeitlich voraus. Kopien des im japanischen Kunstmagazin Geijutsu Shincho publizierten Manifests der "Gutai"-Gruppe werden 1956 auch in Jackson Pollocks Bibliothek gefunden.

1971 tritt Kazuo Shiraga, der Vorreiter eines japanischen Action Painting, unter dem Namen Sodo als buddhistischer Mönch in das Enryaku-Kloster in der Nähe von Kyoto ein. Auch in den Folgejahren bleibt er der kraftraubenden und dynamischen Art des Farbauftrages treu, wie unsere großformatige Arbeit in warmer Farbigkeit eindrucksvoll belegt. Die Farbe bildet ein massives, teils Zentimeter dickes Relief und verleiht auf diese Weise Shiragas energiegeladenen Schöpfungen jene einzigartige Haptik, welche allein die außergewöhnliche Art des Farbauftrags hervorzurufen vermag.

Kazuo Shiragas späte Arbeiten sind bleibende Zeugnisse ihres aktiven und in gleichem Maße kontemplativen Schaffensprozesses und werden Ende 2007 in einer großen Einzelausstellung in der Annely Juda Gallery in London präsentiert. Arbeiten Shiragas befinden sich in zahlreichen internationalen Sammlungen, unter anderem im Hara Museum, Tokio, im Musée d'Art Contemporain, Marseille, und im Museum of Modern Art, Tokio. [JS].




125
Kazuo Shiraga
Yugi, 1994.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 80.000
Ergebnis:
€ 109.800

(inkl. Käuferaufgeld)