Auktion: 330 / Modern Art / Kunst nach 45/ Seitenwege am 05.12.2007 in München Lot 464

 
Jörg Immendorff - Sieger


464
Jörg Immendorff
Sieger, 1989.
Bronze
Schätzung:
€ 80.000
Ergebnis:
€ 114.000

(inkl. Käuferaufgeld)

Sieger. 1989.
Bronze mit brauner Patina.
Auf der Plinthe mit der gegossenen Signatur, der gestempelten Datierung, Nummerierung "3/6" und Bezeichnung "E.A." sowie mit dem Gießerstempel "Kayser Düsseldorf". Künstlerexemplar. cm ( in)Bronze: 171 x 41 x 39 cm (67,3 x 16,1 x 15,3 in). Sockel: 44,6 x 44,5 x 49,7 cm (17,5 x 17,5 x 19,5 in)
Es handelt sich um eines von 7 Exemplaren.
Vorbesichtigung nur bei Ketterer Kunst Hamburg.

PROVENIENZ: Direkt vom Künstler erworben.

Immendorff studiert 1963/64 an der Düsseldorfer Kunstakademie zunächst Bühnenkunst und wechselt dann in die Klasse von Joseph Beuys. Angeregt durch seinen Lehrer verfasst er mehrere Manifeste und initiiert diverse künstlerische und politische Aktionen. Am bekanntesten wird das "Lidl"-Projekt 1968-70 - Kunstaktionen, Happenings und Debattenrunden, die dem politischen Flügel der Fluxus-Bewegung zuzuordnen sind. 1977 wendet sich Immendorff, beeinflusst vor allem durch die Werke Renato Guttusos, verstärkt der Malerei zu. Mit der politisch und gesellschaftskritisch engagierten Bildserie "Café Deutschland" gelingt ihm der internationale Durchbruch. Daneben ist er auch im Bereich Kunstpädagogik tätig und unterrichtet 1971-80 als Kunsterzieher an der Lindemann-Hauptschule in Düsseldorf. In den 1980er Jahren nimmt der Künstler mehrere Gastprofessuren an internationalen Universitäten an: 1981 an der Kunsthochschule in Stockholm, 1982 an der Akademie der bildenden Künste in Hamburg und der "Klasse F+F" in Zürich sowie 1984 an der Werkschule in Köln und der Akademie der Bildenden Künste in München.

Der politische Künstler Jörg Immendorff wendet sich seit Ende der 1970er Jahre verstärkt der introspektiven Analyse im Medium des Selbstporträts zu. So verwandelt er sich in seinen Werken in einen Kellner, Dienstboten, Gesellschafter oder eben in einen Sieger. Die Bronze "Sieger" mag zugleich eine späte Erinnerung an die "Lidl"-Akademie sein, die in den 1960er Jahren, in humorvoller Anspielung auf die Kämpfe innerhalb des Kulturbetriebes, per Visitenkarte Künstler, Intellektuelle und Kopfgrößen des Kulturlebens zu Ring- und Boxkämpfen einlud. Immendorff entscheidet mit seinem "Sieger" diese Auseinandersetzungen - mit einem Augenzwinkern - für sich. Doch ist die Pose des Siegers nicht frei von Tragik. So erinnern der krampfhaft geschlossene Stand, die leicht schräg gestellte Hüfte und die verschobenen Proportionen der Gestalt an die fortschreitende schwere Erkrankung des Künstlers, der er am 28. Mai 2007 erliegt.

Seit den siebziger Jahren ist Immendorff auf wichtigen Ausstellungen präsent. So ist er 1972 und 1982 auf der documenta in Kassel vertreten, 1976 auf der Biennale von Venedig und 1983/84 auf der großen Wanderausstellung "Expressions: New Art from Germany". 1997 sind seine wichtigsten Werke auf der Ausstellung "Deutschlandbilder: Kunst aus einem geteilten Land" in Berlin zu sehen. Große Einzelausstellungen finden u.a. in New York, St. Petersburg, Peking, Köln und Chicago statt. [ME]

Zustand: In guter Erhaltung. Mit schwachen Oxydationsspuren, wohl vom Künstler intendiert, und vereinzelten, unbedeutenden Bereibungsspuren.




464
Jörg Immendorff
Sieger, 1989.
Bronze
Schätzung:
€ 80.000
Ergebnis:
€ 114.000

(inkl. Käuferaufgeld)