Hendrik Petrus Berlage, holländischer Architekt und Gestalter, entschließt sich zunächst Maler zu werden und besucht die Reichsakademie für Bildende Künste in Amsterdam. Nach einem Jahr entscheidet sich Berlage jedoch für ein Architektur-Studium. Da es in den Niederlanden noch keine großen Möglichkeiten dazu gibt, schreibt sich Hendrik Paulus Berlage 1875 an der Bauschule der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich ein. Bis 1878 studiert er dort bei Gottfried Semper, dessen Lehren ihn nachhaltig beeinflussen. Nach dem Studium bereist Berlage für drei Jahre Deutschland (1879) und Italien (1880-1881), bevor er wieder in seine Geburtsstadt zurückkehrt. Im Büro des Amsterdamer Architekten Theodor Sanders arbeitet Berlage ab 1881. Berlage ist ab 1884 sogar dessen Partner, bis er 1889 sein eigenes Architekturbüro eröffnet. 1884 nimmt Hendrik Paulus Berlage mit einem Entwurf am Architekturwettbewerb für den Bau der Warenbörse (Beurs van Berlage) in Amsterdam teil, den er schließlich 1896 gewinnt. Dieser Bau, fertiggestellt 1903, ist sein erster großer Auftrag und bringt ihm sogleich große Bekanntheit. Parallel dazu entsteht von 1897-1900 das Diamantgewerkschaftsgebäude, ebenfalls in Amsterdam. Mit dem Architekten und Designer Jacob van den Bosch eröffnet Hendrik Paulus Berlage 1900 das Ladenlokal "'t Binnenhuis", in dem sie 1900-1929 die von ihnen entworfenen Möbel und kunsthandwerklichen Gegenstände verkaufen. Ebenfalls 1900 wird Berlage mit Planentwürfen für die südliche Stadterweiterung von Amsterdam beauftragt. Berlages wichtigstes städtebauliches Werk beschäftigt ihn bis 1915. 1911 reist Hendrik Paulus Berlage in die USA, er sieht dort die neuen Bauten von Frank Lloyd Wright und Louis Sullivan. In Den Haag erbaut Berlage sein eigenes Haus, wohin er 1913 mit seiner Familie umzieht. Das Gemeindemuseum in den Haag (1919-1935) ist Berlages letzter großer Bau. Es wird erst kurz nach seinem Tod fertiggestellt. Hendrik Petrus Berlage ist der Begründer der "Amsterdamer Schule" und gilt als der Wegbereiter des modernen Bauens in den Niederlanden. In seinem Aufsatz von 1905 "Gedanken über Stil in der Baukunst" stellt Berlage sich vehement gegen die historisierenden Prachtbauten des 19. Jahrhunderts und lobt die Schlichtheit und Einfachheit der früheren Stilepochen. Er übt heftige Kritik und rügt, dass diese Architektur mehr Schein als tatsächliche Kunst sei, dass zuviel imitiert und mehr Eisen als Stein verwendet werde etc. Hendrik Petrus Berlage wendet sich somit früh gegen den Historismus, auch wenn seine Amsterdamer Börse ebenfalls noch romanische Züge aufweist.